Dienstag, 29. März 2016

Fasten für... was? - the sum up

Fasten für... was?

Es ist vollbracht. Ich esse wieder. Ich geniesse wieder. Kaue wieder. Ich habe mich gefreut wie ein kleines Kind auf Weihnachten. Es war auch so, nur halt grosses Kind und Ostern. Die Osterfeiertage waren unheimlich schön (nicht nur wegen des Essens). Ich habe den halben Tag mit Kochen verbracht und die andere Hälfte damit das Gekochte zu essen.
Nichtsdestotrotz, bin ich am Sonntag in der Früh aufgewacht und es war schon wieder ‚normal‘. Ich musste an Hannah Arendts Diktum denken: „Die Banalität des Essens“, (wobei ‚Essen‘ für mich 45 Tage lang wirklich ‚böse‘ war.) Es hat sehr schnell den Reiz des Verbotenen verloren, übrig blieb die Wertschätzung. Aber für was eigentlich? Klar ist es schön, habe ich einige Kilo verloren (die ich, wie gesagt, auch nicht wieder suche). Und ich habe viele schöne Erfahrungen machen dürfen. Aber war das alles? Wie geht es weiter? Nein, das war es nicht. Ich habe neben den Erfahrungen viel Geld gespart, weil ich nicht gegessen habe. Es ist jetzt nichts anderes als fair, wenn ich dieses Geld nehme und spende. Da ich aber kein Buchhalter bin, wende ich eine praktische Formel an, um den Betrag zu ermitteln. Die Formel lautet: Pro Kilo, das ich verloren habe, spende ich 100 Franken.
Ich habe mich für Syrien entschieden. Da wir diese Woche an der PH das Grillbieren durchführen, wo gegessen und getrunken wird und der Gewinn nach Syrien fliesst (über persönliche Wege, ohne Institutionen), schliesse ich mich diesem Zweck an; damit habe ich jetzt gefastet für Syrien! Jetzt ist die Frage wieviel.
Als ich am Samstag (tiefster Punkt) auf der Waage gestanden bin… Trommelwirbel… Spannung… Trommelwirbel zwei… Fanfaren: Fast exakt 20 Kilo! Das bedeutet, es gehen 2000 Franken nach Syrien! (Jubel und Freude gehen Hand in Hand mit tiefem Lufthohlen einher).
(Wenn sich jemand anschliessen möchte und pro Kilo einen Franken/Euro zahlen möchte, mir einfach schreiben :-) )
Und jetzt, wie weiter? Hat sich mein Leben durch diese Erfahrung verändert? Ich hoffe doch sehr. Mein Essverhalten passe ich an und halte mich an die Idee des intermediären Fastens. Das heisst, ich werde ein bis zwei Tage in der Woche nichts essen, was die Fettverbrennung weiterhin aufrecht erhält. Sonst gibt es bald wieder mehr Reini und das wäre unnötig. Auch beim Essen selbst möchte ich wegkommen vom Meat-wasting und viel bewusster (und ja eh weniger) essen. Zudem möchte ich viel mehr Sport betreiben. Vielleicht kann ich so dem Jo-Jo-Effekt entgegenwirken.
Ich glaube aber, das was sich am meisten verändert hat, ist die Wertschätzung des Lebens, meines Lebens. Nachdem ich 45 Tage nichts gegessen habe, nachdem ich jetzt 20 Kilo verloren habe, nachdem ich jetzt zwei neue Löcher in meinem Gürtel habe, nachdem ich jetzt 2 Kleidergrössen kleiner trage, nachdem ich auf Sachen aufmerksam wurde durch das Fasten, die mir vorher noch nicht wichtig erschienen, glaube ich jetzt zu wissen, was ich in Zukunft anders machen werde:
In der Gegenwart leben. So wie das Gedicht, zu dem mich Mischi inspiriert hatte:
‚Ich habe ‚heute‘, mehr brauch ich nicht zum glücklich sein.’
Ich danke euch treuen Lesenden und ich hoffe, dass ich euch vielleicht etwas Freude bereiten konnte. Vielleicht bis ein anderes Mal. 
Euer Reini
P.S.: Und noch kurz zum Bier: Ich habe in der Fastenzeit erst am Abend Bier getrunken und mehr als 2-3 ging eh nicht. Also, es war ‚leider‘ nicht der nie endende Rausch…

Samstag, 26. März 2016

Der längste Tag - day 45 (last day)

Der längste Tag und Haec nox est…

Day 45 and 0 to go
8:13 Es ist soweit, der letzte Tag ist angebrochen. Irgendwie bin ich nervös. Voller Vorfreude. Etwas kindisch. Denke daran, wie ich morgen kochen werde. Muss noch viel organisieren. Einkaufen. Neue Kleider. Ein neuer Adam. Ein neues Leben. Ich geniesse es durch den Markt zu gehen, die schon wochenlang ausgeheckten Zutaten für das Festmenü von morgen und übermorgen zusammenzukaufen. Zum Metzger des Vertrauens. Bio Fleisch. Zum Bio-Gemüse Stand. 
14:13 Ich beginne mit dem Kochen. Topfennockerl auf Erdbeer-Mousse. Und wir schälen Kartoffeln. Brauchen wir für den Püree. Habe frische Sommertrüffel gekauft auf dem Markt. Kostet ein Vermögen. Aber so einen Tag gibt es nicht oft. Die Vorfreude ist schon sehr gross. Es gibt noch viel zu tun.
20:03 Osternacht. Die Kirche ist (zum Glück) sehr ungeduldig. Der dritte Tag nach der Kreuzigung wäre erst morgen, aber die Nacht zählt auch schon. Also, wird das grösste Fest der Kirche ganz ungeduldig in der Nach gefeiert. Sehr beeindruckende und ergreifende Zeremonie. Nur Kerzen erhellen das Kirchengebäude. Dann Zum Gloria: Grosser Einsatz von Orgel und Glocken. Fastenzeit ist vorbei. Ich habe es geschafft. Dabei hatte ich vor drei Tagen noch den Albtraum in der Nacht vom unbeabsichtigten Essen… Es war der Horror. Eine kleine Träne arbeitet sich an die Oberfläche, als der Priester dreimal das Alleluia singt, jeweils höher und die Gläubigen singen es ihm nach. Über drei Stunden später ist die Messe fertig, inkl. Speisen-Segnung.
23:53 Der erste Bissen. Unglaublich. Dachte immer, dass ich es im Kopf zu gut und überzeichnet ausgemalt hatte. Nein. Es ist einfaches Brot mit Schinken. Gesegnet. Hammer. Die Tradition gefiel mir noch (ich kannte sie nicht): Der erste Bissen nach der Enthaltsamkeit soll ein gesegneter sein. Ist es auch. Und er ist verdammt gut. Es ist Sauerteigbrot. Ich kaue es gut. Dachte mir immer, dass ich dann nur einen Bissen schaffen würde. Ist nicht. Ich habe drei Scheiben Brot verputzt, Gurken und Biskuit Osterlamm. Eine Jausen (Brotzeit) in der Nacht und zwar so, als hätte ich nie gefastet. Ich bin einfach nur dankbar. 
Ein Blogeintrag wird übermorgen (morgen muss ich kochen und essen, keine Zeit zum Schreiben) noch folgen: Mit der Entscheidung, die ich gestern erwähnt habe, dann mein Resümee und was ich jetzt in Zukunft anders machen werde. Also, einmal noch. Ich danke euch!

Freitag, 25. März 2016

Klosterleben der vierte Teil - day 44

Klosterleben der vierte Teil

Day 44 and 1 to go
6:46 Aufstehen. Geh Duschen. Beim Zurückkommen (Dusche ist auf dem Gang) höre ich ein komisches Geräusch im Lautsprecher. Dann realisiere ich: Kein Glockengong: Sie haben die Holzklappe als Ersatz über die Audioanlage eingespielt. Ich muss lachen, laut. Meine Grossmutter hat immer gesagt: ‚Am Gründonnerstag fliegen die Glocken aus und am Karsamstag kehren sie zurück’. Die im Kloster haben es wörtlich genommen. 
7:00 Kulinarisches Highlight meines Aufenthaltes: Da Karfreitag ist, stehen Alle zum Frühstück. Als Abstinenz. Ich auch. Ich stehe und schlürfe meinen Kaffee. Am anderen Tisch fällt jemand sein Brot runter. Ohne Butter, den gibt es nicht. Murphy hat versagt.
7:30 Matutin. Wieder fast 2 ¼ Stunden. Habe heute zutiefst den Frieden gespürt, den ich schon lange nicht mehr hatte: Einfach zu sein. Ich bin im Kloster und weiss, dass ich nirgends hin muss. Ich weiss, dass das Internet nicht wirklich funktioniert. Auch wenn, eigentlich bin ich offline. Oder bin ich zum ersten Mal seit langem Online? Wieder am Schluss der aussterbenden Matutin das Klopfen, um das Licht wieder in die Welt zu bringen. Ich fühle Frieden, und Trauer, dass ich weiterziehen muss. 
10:13 Ich verlasse das Kloster. Verabschiede mich noch bei den neuen Bekanntschaften. Gehe zu Fuss zum Bahnhof. 3 Kilometer. Ein schöner Ausklang. Ich fand die Liturgien einfach unbeschreiblich. Falls ich je wieder fasten sollte, dann wieder mit Abschluss im Kloster. Definitiv.
11:03 Deutscher Zug hat ohne Entschuldigung 4 Minuten Verspätung. Dann Ankunft in der netten Gastfamilie, nähe der Kirche, mit auch so alten Riten.
15:00 Karfreitagsliturgie. Da gibt es viel zu viel zu berichten. Das Eindrücklichste aber ist: Eine ältere Dame, die vermutlich MS hat und mit Rollator unterwegs ist, wartet bei der Kreuzverehrung bis zum Schluss (Kreuzverehrung bedeutet, dass jeder Gläubige (und jede Gläubige) nach vorne geht und die Füsse des entblössten Heilandes küsst, nicht in echt, nur auf der geschnitzten Darstellung. Die Dame kann nicht nach vorne, da sie mit ihrem Rollator zu viel Platz wegnehmen würde. Die Ministranten kommen am Schluss mit dem Kreuz zu ihr an die Bank. So als wäre es Bestandteil der Zeremonie. Und sie küsst die Füsse und ist glücklich.
Ich bleibe noch zur Anbetung. Geniesse die Ruhe. Und den Frieden.
Habe noch einen Entschluss gefasst, wie ich mein Fasten würdevoll beenden kann, darum bleibt dran… es zahlt sich aus.

Donnerstag, 24. März 2016

Klosterleben der dritte Teil - day 43

Klosterleben der dritte Teil

Day 43 and 2 to go
6:47 Ausschlafen. Heute ist hoher Feiertag. Einsetzung des Altarsakramentes. Priesterfest. Neues Hemd angezogen. Betrachte mich im Spiegel. Ich trage die Kleider eines Anderen. Viel zu gross. 
7:00 Frühstück. Kaffee.
7:30 Matutin und Laudes. Matutin wird nur noch an ganzen wenigen Orten in der Welt gesungen. Psalmen, Antiphonen, Lesungen und Invitatorien wechseln sich ab. Alles Latein. Jedesmal nach einem Psalm wird ein Kerze auf dem Tenebrae Ständer gelöscht. Symbol: Der Reihe nach die Apostel (nein ich denke nicht an Schwitter, oder nur kurz, zumindest liegt es mir fern) die sich verziehen und Jesus allein leiden lassen. Eine Kerze bleibt übrig. Gregorianik vom Feinsten. Auch wenn man nicht wollte, es strahlt Ruhe und Frieden aus. Bei dem Gedanken ‚Frieden‘ musste ich fast einer Träne die Freiheit schenken. Sie wollte nicht. Kerzensymbolik geht weiter. Die letzte Kerze wird unter Singen im Altar in einer Seitentür versteckt. Erst nachdem alle mit den Fäusten sakral-wild (nicht sakrisch-wild) auf die Bänke geklopft haben, wird die Kerze wieder hervorgenommen. Wohl ein Zeichen für die Auferstehung. Das Poltern ein Sinnbild für das Gewitter/Erdbeben bei Jesu Tod. Ergreifende Zeremonie. Plötzlich was alles vorbei und alle ziehen aus der Kirche aus. Das war 9:47. Ohne Pause. Vermutlich ist es die Dauer von mehr als 2 Stunden für ein Morgengebet, warum es nicht mehr so oft gesungen wird. Die Zeit verging unerwartet schnell. Freue mich auf die morgige Karmette (Matutin). 
10:11 Lasse das Joggen heute ausfallen. Habe heute in der Nacht die Knie-Knochen aneinandergeschlagen. Da waren früher Muskeln. Habe doch viel Muskelfleisch verbrannt. Jetzt ist klar, warum die Oberschenkel gestern gebrannt haben.
12:15 Sext dann Mittagessen. Das höchste Fest der Priester und ich am Fasten. Festessen vom feinsten (mit doofer Pilz-Creme-Suppe) Ich glaube ich sterbe. Muss jetzt an Hermsdorf denken. Lächeln ist dabei unangebracht. Muss trotzdem. Ein Tropfen Wein liegt drin, endlich was anderes als Wasser und Apfelsaft.
13:27 Bin zu einem Spaziergang mit ein paar Seminaristen eingeladen. Ich unterhalte mich einem Abbé, der mit 16 Matura gemacht hat. Autodidakt, ohne Eltern. Mit Youtube. Dann Hotelmanagement Schule in Südostasien, mit Abschluss. Hat Deutsch in einem Jahr gelernt. Allein. Fast perfekt. Jetzt ist er im ersten Jahr zum Priester. Netter Mann. 
14:24 Beginne mit dem Iaido Training. Zwei Stunden. Alleine ist zwar nicht lustig, aber intensiv. Merke zusehends meine Schwächen. Versuche daran zu arbeiten. Habe heute Nacht davon geträumt. 
16:30 Geistlicher Vortrag. Ist eher random.
18:00 Abendmahlsfeier. Der Grund für das köstliche (glaube ich zumindest) Mittagessen. Sozusagen der Daseinsberechtigungsgrund für Priester überhaupt. Einsetzung der Eucharistie Schöne Liturgie mit wieder filmreifer semiotischer Symbolik. Ab Gloria Glocke und Orgel verstummt. Als Zeichen der Trauer. Wird mit Holzklappe ersetzt. Der Obere wäscht 12 Mitgliedern die Füsse. Nach der Messe Altarentkleidung. Sogar die Teppiche kommen weg. Soll an die Entkleidung Jesu erinnern. Das Allerheiligste wird weg (in eine Nebenkapelle) gebracht. Wie Jesus. 
20:15 Abendessen. Ich nur Tee. Gibt wieder keine Suppe für mich. Der Italiener, der auch zu Besuch hier ist hat Lactose Intoleranz. Bekommt extra Essen. Hätte vielleicht bei der Ankunft sagen sollen: ‚Bin Essensintolerant. Hobn’s a Bier?‘ Kann mich nützlich machen als Brotschneider am Tisch. Danach individuelle Anbetung in der Kapelle. Schau auch rein. 
Hammertag. Spüre es an der Ruhe und Wärme in der Brust. Morgen muss ich leider weiterziehen. Zuwenig Platz hier.

Mittwoch, 23. März 2016

Klosterleben Sequal - day 42

Klosterleben Sequal

Day 42 and 3 to go
Bei der Ankunft...
6:17 Wecker gibt digitale Geräusche von sich
6:30 Wieder das volle Programm wie gestern, durchgehend bis 8:00 in der Kirche. Versuche alle Gedanken loszulassen. Schweigen ist so laut in meinem Kopf. Merke die Schmerzen im Oberschenkel vom Joggen. Es brennt.
8:04 Individuelles Frühstück, schweigend. Der schlanke, junge Seminarist schräg vis a vis hat gestern schon drei riesige Portionen von der Pasta verputzt. Jetzt spart er nicht mit dem Butter auf dem Brot. Die Butterschicht ist gleich dick wie die Scheibe Brot. Muss an Murphy denken. 
9:15 Geistiger Vortrag. Es fällt mir jetzt erst auf, dass im Vorlesungssaal und im ganzen profanen (falls es so einen hier überhaupt gibt) Teil des Schlosses alle Kreuze und Statuen violett verhüllt sind. Eine alte Tradition, die auf die Leidenszeit (jetzt) aufmerksam machen will.
11:11 Ich realisiere, dass ich mich verrechnet habe. Ich habe auf Ostersonntag gerechnet. Ich esse aber traditioneller Weise in der Nacht von Samstag auf Sonntag wieder. Korrigiere es ab diesem Post. Der Rest wird schon nicht auffallen.
12:15 Sext (ja es heisst so, Jonas), anschliessend an das gesungene Gebet Mittagessen. Wieder keine Suppe, die ich hätte essen können. Nach dem Hauptgang (überbackener Nudeltopf) wurde ‚abgeläutet‘ d.h. das Stillschweigen ist bis morgen Abend aufgehoben. Mein Tischnachbar zeigt sich erstaunt über meine Essgewohnheiten. Sie von der Kongregation (Orden) haben vom Generaloberen die Weisung erhalten, dass sie nicht so fasten dürfen. Nur freitags. Ich bin also endgültig ein Aussenseiter.
14:03 Ich steige in meine Hakama und mache mich auf den Weg in mein staubiges Dojo. Frage mich, warum ich die Hakama vorher habe waschen lassen… Gehe durch die Gänge und sehe aus wie einer von den Priestern in Kutte. Training läuft gut, mache nur stehende Katas. Habe heute mein Hara gespürt. War aber glaube ich doch nur Hunger. (Hara ist so eine Art Energie in der Bauchgegend) 
16:07 Duschen. Frische Klamotten. Anziehen. Mein Gürtel ist zu lange geworden. Habe ihn zwei Löcher enger genommen und ich muss jetzt noch ein zusätzliches Loch machen lassen. Meine Haare sind auch zu lang geworden. Sollte wieder etwas essen.
16:30 Kaffee (ohne Kuchen für mich) anschliessend eine Stunde Spazieren.
18:03 Auf dem Weg zurück Beiz mit Bier gefunden. Pause.
18:30 Rosenkranz (auf Latein), dann Abendessen mit Tee, schweigend.
20:15 Komplet (lateinisch) und Bettruhe mit Stillschweigen.
War ein toller Tag.

Dienstag, 22. März 2016

Klostermensch - day 41

Klostermenschen und ‚ora et praelabora‘

Day 41 and 5 to go
6:00 Weckgong (habe ich ignoriert)
6:18 nach zweimaliger Snooze Aktivierung aufgestanden. 7 Minuten zum Aufstehen müssen reichen. Stuhlgang fällt sowieso aus und Duschen plane ich nach dem Joggen
6:30 Prim (kirchliches Morgengebet auf Latein)
6:45 Betrachtung (Meditation in Schweigen)
7:15 Kommunitätsmesse (Messe für alle auf Latein)
8:05 individuelles Frühstück (in Schweigen). Filterkaffee, schmeckt gut. Vermutlich Arrabica.
8:12 (länger brauchte ich nicht für den Kaffee) Internet Hotspot wieder einrichten (dauert meist 5 Minuten) Streckenwahl auf Googlemaps zum Joggen.
9:07 Joggen auf einer Runde von 8,39 Kilometer. 59:37 Minuten. Der Ingwertee von gestern Abend müsste jetzt aufgebraucht sein. Habe zuviel Energie während des Joggen, baue Boxübungen ein und erhöhe die Geschwindigkeit. Es fühlt sich gut an. Muss an Aluxe denken: Es gibt doch Jogger, die fröhlich sind und lächeln. Durchschnittlich 7:06 Minuten pro Kilometer ist zufrieden stellend.
Danach duschen und eine Mütze Schlaf.
Kann nicht schlafen, beschliesse an der Präparation für das Religionspraktikum zu arbeiten. Beantworte Emails (nach erneuter 5 Minuten Einrichtezeit des Hotspots). Ein guter Freund macht sich Sorgen, dass ich ohne Bier verhungern werde. Ich beruhige ihn nicht. 
12:15 Sext (kirchliches Mittagsgebet auf Latein, sehr rezitiert)
12:30 Mittagessen. Hoffe auf Wassersuppe. Der Seminarist mir gegenüber hat einen blauen Daumen. Muss an Umberto Eco denken. Es ist eine Wassersuppe, leider mit viel Einlage. Kann die feste Substanz etwas wegdrücken und so einen viertel Suppenlöffel Suppe gewinnen. Ist vegan. Dann nichts mehr für mich: Hühnerfrikassee mit Kartoffeln und Gemüse.
13:13 Spazieren gehen
13: 52 Besichtigung der Klosterküche mit Bruder Lukas. Ist gross und modern. Würde gerne hier drin kochen.
14:11 Arbeit für die PH. Erfahre, dass ich die Nachprüfung bestanden habe. Nichts essen geht auch bei geistiger Arbeit. Note ist jetzt nicht der Renner, aber bestanden.
15:03 Beginne mit Iaido. Habe ein Dojo im Dachboden des Schlosses gefunden. Hatte noch nie Tischtennis- und Billard-Tisch mit Kraftmaschinen im Dojo. Tischtennisplatte verwendet um die Schnitthöhe zu trainieren. Boden ist extrem kalt. Nach zwei Stunden und viel Kälte Ende.
17:21 Entschliesse mich eine Beiz zu suchen.
17:32 Beiz gefunden. Servieren nur Bier. Passt. Sich wegstehlen aus dem Kloster zum Bier trinken ist sicher nicht neu, oder? Hat gut getan.
18:30 Rosenkranz (auf Latein)
19:00 Abendessen. Hoffe auf eine Wassersuppe. Leider nein und hatte noch Fleisch drin vom Mittag. Dann Chilli con Carne mit Dinkelteigwaren. Wenn das Fasten ist, was gibt es dann an den Festtagen?
19:36 Abendfreizeit. Ich lese.
20:12 Geistlicher Vortrag. Bin eingedöst.
20:45 Komplet (kirchliches Abendgebet auf Latein, sehr schön)
21:27 Kampf mit dem Internet wieder aufgenommen und gewonnen.
21:32 Hochladen der Blogeinträge. Freue mich auf Essen.

Montag, 21. März 2016

Ich bin dann mal weg… - day 40

Ich bin dann mal weg…

Day 40 and 6 to go
Das erste was mir heute fast wehmütig und doch in voller Vorfreude auffiel: Das ist der letzte Montag, den ich ohne Essen verbringen werde (galt gestern auch schon), aber es ist gut so, ich habe es jetzt dann wirklich gesehen. Und das zweite, was vielleicht denjenigen aufgefallen ist, mit denen ich zusammen studiere: Für mich gilt: Ich bin dann mal weg… Heute war es nämlich soweit: Ich bin jetzt im Kloster, für die letzten Tage meines Fastens. Es ist eigentlich nicht wirklich ein Kloster sondern ein Seminar für Priester. Ich habe einfach etwas gesucht, was seine Liturgie lateinisch hält. Das passt nämlich sehr gut zu dem Gedanken, so ursprünglich zu fasten wie die Mönche. Ich habe mir gesagt, mach doch bei allem mit. So war ich schon im Rosenkranz und in der Komplet. Letztgenanntes ist das Abendgebet der Kirche. Man taucht schon in eine andere Welt ein. Und obwohl ich noch nicht so lange da bin, spüre ich schon die Macht der Entschleunigung und der Ruhe aufkommen.
Ach ja, ich war heute mit den Klerikern zusammen beim Abendessen. Ich wollte einfach den Groove spüren, denn beim Abendessen reden die nie (jetzt gerade sowieso nicht, da EInkehrtage sind), sondern hören dabei „Tischlesung“ von einem Mitbruder, der auf einer Tonhöhe, schon fast singend, könnte man sagen, einen geistlichen Text vorliest, während die anderen schweigend ihr Abendbrot einnehmen. Mit Suppe, kalter Platte und Joghurt empfand ich es als sehr üppig (Okay, alles ist üppiger als meine Kost). Als ich bei allem (schweigend versteht sich) abgelehnt hatte, erntete ich verwunderte Blicke der Seminaristen. Vielleicht waren sie auch nur genervt? ‚Da kommt ein Laie und is(s)t katholischer als der Papst?‘ Zu allem Überdruss gab es kein Bier… der Ingwertee musste also reichen. Freue mich schon auf morgen. 
P.S.: Das Internet hier ist glaube ich genauso alt wie die Liturgie… darum lade ich heute lieber keine Bilder hoch.
P.P.S.: Habe hier natürlich keine Waage… wird also spannend bis Samstag, was sich da noch tut. Aktueller Stand der Dinge: 97.1 kg.